Ungeplanter Kaiserschnitt

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, das mir ganz besonders am Herzen liegt: Kaiserschnitt und Mentale Geburtsvorbereitung/ HypnoBirthing.
Immer wieder habe ich Paare in meinen Geburtsvorbereitungskursen, denen der Gedanke an eine Kaiserschnittgeburt viel Angst macht.
Mit diesem Bericht will ich all diesen Paaren zeigen, dass auch ein ungeplanter Kaiserschnitt ein wunderbares Geburtserlebnis sein kann.
Vor einigen Monaten habe ich die Mutter vom kleinen Emil in einem meiner Geburtsvorbereitungskurse kennen gelernt. Eigentlich sollte das Baby im Geburtshaus zur Welt kommen. Ganz natürlich und spontan. Aber Ende Schwangerschaft setzte sich der kleine Mann in Mamas Becken und machte es sich in Beckenendlage so richtig gemütlich.
Alles Mögliche wurde versucht, um den kleinen Emil doch noch zu einer Drehung zu motivieren - vergeblich. Seine Mama war mehrmals bei mir, und jedes Mal haben wir versucht, den Kleinen zu drehen. Fast währe es uns auch gelungen, immer konnte man wunderschön beobachten, wie er sich zu drehen versuchte, aber leider jeweils nur etwa bis zur Hälfte und dann in den folgenden Tagen wieder zurück in seine bevorzugte Position. Auch der Versuch im Spital, manuell nachzuhelfen, blieb erfolglos.
Also machte sich seine Mutter auf die Suche nach einem Spital, in dem sie auch die Beckenendlage spontan gebären konnte. Schnell war dieses mit dem Paracelsusspital in Richterswil auch gefunden.
Mittlerweile kannte ich Emils Mama sehr gut, und als ich von ihr angefragt wurde, bei der Geburt dabei zu sein um sie zu unterstützen, habe ich mich sehr darüber gefreut! Wir haben uns also weiterhin intensiv, zusätzlich zum Geburtsvorbereitungskurs, auf diese spezielle Beckenendlagen-Geburt vorbereitet.
Es geht los
Und dann war es endlich so weit. Am Nachmittag kam das Telefon, dass die Fruchtblase geplatzt sei. Weil sich sonst aber leider nichts tat, haben wir alles Mögliche versucht, dass die Geburt natürlich in Gang kommt: Spaziergänge, Wehencocktails, geburtseinleitende Hypnose...
Aber leider hatte sich Emil eine andere Art geboren zu werden in den Kopf gesetzt. Schliesslich fiel nach einigen Tagen gemeinsam mit den Ärztinnen der Entscheid, dass Emil doch per Kaiserschnitt zur Welt kommen solle.
Ich habe so mit Emils Mama mitgefühlt, denn ich wusste, wie sehr sie sich die natürliche Geburt im Geburtshaus gewünscht hatte. Schon der erste Kompromiss, im Spital zu gebären, war gross gewesen, und nun, nach so intensiver Vorbereitung auf eine natürliche Geburt, doch der gefürchtete Kaiserschnitt!
Und mir wurde als Geburtsvorbereiterin mal wieder bewusst, wie unendlich wichtig es ist, dass sich die werdenden Eltern auch mit dem Gedanken eines Kaiserschnittes auseinandersetzen und aussöhnen.
Wir hatten grosses Glück, denn uns wurde viel Zeit gelassen, sodass ich Emils Mama gut auf den Kaiserschnitt vorbereiten konnte. Gemeinsam konnten wir Schritt für Schritt alles durchgehen und ich hatte die Möglichkeit, alles genau zu erklären, dass die werdende Mama keine Überraschungen im Ablauf des Kaiserschnitts erleben wÜrde. Mein Medizinstudium und die Erfahrungen im OP kamen mir dabei sehr zugute.
Die Hebammen und Ärztinnen im Paracelsusspital waren einfach klasse! Alle konnten der enttäuschten Mutter nachfühlen, und alle haben sich die allergrösste Mühe gegeben, dass dieser Kaiserschnitt für die werdende Mama trotzdem ein entspanntes Erlebnis werden konnte.
Da es doch zum Kaiserschnitt kam, war ich bei der Geburt selber dann nicht mehr dabei. Aber das Warten auf die kleine Familie konnte ich mir nicht nehmen lassen, für einen kurzen Moment wollte ich die glücklich- strahlende Mama noch sehen und den kleinen Emil in dieser Welt willkommen heissen.
Am nächsten Tag kam unerwartet ein Anruf vom Paracelsusspital. Die Hebamme war am Apparat und hat mir erzählt, wie wunderschön die Geburt von Emil war.
Es sei so andachtsvoll im OP gewesen, alle hätten ganz geduldig Emil etwas Zeit gegeben. Die Mutter angeleitet zu schieben, so wie sie es auch für die natürliche Geburt geübt hatte.
Das gab es wohl noch nie, dass eine der Ärztinnen raus musste, weil sie so überwältigt war, dass Tränen gekullert sind. Bei mir taten sie es in diesem Moment auch, es war so schön zu hören, dass diese Geburt trotz ungeplantem Verlauf ein so eindrucksvolles Erlebnis wurde. Und ich bin überwältigt und dankbar, dass die Hebamme mich angerufen hat, um mir von dem Erlebnis zu erzählen!
Mir als Kursleiterin Mentale Geburtsvorbereitung und HypnoBirthing ist es wieder einmal deutlich bewusstgeworden:
Jede Art der Geburt kann wundervoll sein. Und das, was ich allen Paaren von ganzem Herzen mit auf den Weg geben möchte ist: In Liebe Gebären ist das Allerwichtigste!
Emil, 23. Januar 2017. Danke, dass du mir die Augen wieder etwas mehr geöffnet, und mir gezeigt hast, dass auch ein Kaiserschnitt eine wunderschöne Hypnogeburt sein kann.
Wir leben in einer Zeit, in der so gut für uns gesorgt wird! Und ich wünsche allen Paaren, dass sie offen sind für alles was kommt.
Auch ein Kaiserschnitt ist ein Weg, in Liebe zu Gebären!