Die Magie der Berührung
Berühren und berührt zu werden gehören zu unserem Leben wie die Luft zum Atmen. Wer wird nicht gerne mit einer Umarmung getröstet, mit einem Schulterklopfen belohnt oder liebevoll in den Arm genommen? Für Babys sind Berührungen sogar essentiell wichtig für eine gesunde Entwicklung.
Die Haut ist unser grösstes Organ und bei der Geburt das Organ, welches am besten ausgebildet ist. Wir nehmen damit Reize wahr, regulieren unsere Temperatur, sie schützt uns, reguliert unseren Wasserhaushalt und nicht zu vergessen – unsere Haut ist auch unser Kontakt- und Kommunikationsorgan.
Haut zeigt Gefühle
Wir können über die Haut nonverbal kommunizieren und unser inneres Befinden widerspiegeln, indem wir vor Scham erröten, vor Angst erblassen, vor Aufregung Schweiss bilden etc. Über die Haut treten wir mit anderen Menschen in Kontakt.
Bereits Babys im Mutterleib sind oftmals in Kontakt mit uns über die Haut – wir spüren als Mutter die ersten sanften Berührungen, wenn das Baby sich bewegt. Ein emotionaler und bewegender Moment, wenn man das erste Mal das Baby im Mutterleib spürt.
Instinktiv geben wir Antwort und streicheln sanft über den Bauch. Eine erste Art der Kommunikation.
Wenn das Baby auf der Welt ist, erinnert es sich oftmals noch über Berührungen an die Zeit im Mutterleib. Während der ganzen Schwangerschaft wird das Baby von allen Seiten gehalten und ist vom Fruchtwasser umgeben. Die Haut entwickelt sich bereits wenige Woche nach der Einnistung und das Baby nimmt bereits in der 8. SSW Berührungen wahr.
Welch ein Trost muss es sein, von Händen gehalten zu werden, gestreichelt zu werden und sich geborgen zu fühlen in den Armen der Eltern in einer Welt, die das Baby noch nicht kennt?
Die Umarmungen, die sanften Berührungen sind eine universelle Sprache. Das Baby versteht sie: sie sagen ihm, dass es geliebt wird, dass es willkommen ist und trösten es, wenn es weint.
Die Wissenschaft ist sich einig
Berührungen führen dazu, dass sich der Herzschlag beruhigt, dass der Blutdruck sinkt, das Immunsystem besser funktioniert und die Stresshormone weniger werden. Über den Hautkontakt wird Oxytocin gebildet. Dieses Hormon hat eine beruhigende Wirkung und ist massgeblich am Bindungsprozess beteiligt ist. Es gibt dem Baby ein Gefühl der totalen Geborgenheit und die Eltern-Kind Beziehung wird gestärkt.
Menschen, die regelmässig berührt werden, gehen mit Stresssituationen gelassener um, empfinden weniger Schmerzen und Wunden heilen besser.
Babys brauchen Berührung
Babys brauchen die Berührungen für ihre Entwicklung. Sie sind ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Nervenzellen, des Gehirns und des Nervensystems.
Eine ganz besondere und wichtige Bedeutung bekommt die Berührung bei zu früh geborenen Kindern. Es gibt eine Studie von Dr. Tiffany Field mit Frühgeborenen, die 10 Tage lang mehrmals am Tag in kurzen Einheiten massiert wurden. Das Ergebnis ist beeindruckend: Die Babys nahmen im Durchschnitt mehr an Gewicht zu, waren aktiver und aufmerksamer und entwickelten eine bessere Motorik als die Kinder, die nicht massiert wurden. Die Babys durften das Krankenhaus sechs Tage früher verlassen als die Babys in der Kontrollgruppe.
Berührt, gestreichelt und massiert werden, das ist Nahrung für das Kind. Nahrung, die genauso wichtig ist wie Mineralien, Vitamine und Proteine. Nahrung, die Liebe ist. Wenn ein Kind sie entbehren muss, will es lieber sterben und nicht selten stirbt es wirklich.“ Frederick Leboyer
5 Tipps für mehr Berührung:
- Sprich mit dem Baby und streichle es dabei
- Nimm dir Zeit und Ruhe, um dein Baby zu massieren
- Trage dein Baby möglichst viel
- Bade zusammen mit deinem Baby
- Stille dein Baby lang oder gib ihm die Flasche nahe an deinem Körper
Fazit: Berührung spielt von der Geburt bis zum Tod eine sehr wichtige Rolle für unser Wohlbefinden – aber in den allerersten Wochen und Monaten ist sie ganz besonders wichtig für eine gesunde Entwicklung!